Archiv für den Monat Oktober 2010
Kultur und Schule – die Basisworkshops
Da ich ja in diesem Jahr zum ersten Mal ein „Kultur und Schule“-Projekt mache – in der Grundschule, in der ich schon seit anderthalb Jahren als Schauspiellehrer arbeite – musste ich die letzten beiden Tag nach Neuss ins Rheinische Landestheater, um dort das Grundsätzliche zu lernen, was man so über die Projekte wissen muss. Wenn ich ehrlich sein soll, ich hatte vorher ein unbehagliches Gefühl. Das einzige Mal, dass ich vorher mit irgendwelchen Institutionen zu tun hatte, die Theaterpädagogen ausbilden, war ich auf große Arroganz getroffen, hatte selbst dann sicherlich auch etwas arrogant reagiert – es war kein gutes Gespräch. (um es zu erklären: alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt gemacht hatte, war völlig uninteressant für die Person gegenüber, das Curriculum, dass diese mir auf der anderen Seite verkündete, war für mich völlig uninteressant, weil ich das alles schon in der einen oder anderen Weise gemacht hatte)
Nun befürchtete ich zwei Sachen – erstens, dass man mir Sachen erzählen würde, die gegen meine tiefen Überzeugungen verstoßen (meine Leser haben hier ja schon einiges über meine Gedanken und Ideen zum Thema Theater und Theaterpädagogik lesen können), zweitens, dass ich als Autodidakt unter den gelernten Schauspielern und Theaterpädagogen mit ähnlicher Arroganz behandelt würde, wie damals. Und dann wurden diese beiden Tage zu zweien der besten, die ich seit langer Zeit hatte.
Da ich die beiden Seminare in der falschen Reihenfolge bestritt, war gestern erst mal Basisworkshop II dran. Mit einem recht simplen Trick schaffte es die eine Hälfte des Dozententeams uns sehr schnell mit dem größeren Teil der Gesellschaft sehr schnell in Kontakt zu bringen, und man war auch gleich im Fachsimpeln, erzählte mit dieser typischen Mischung aus Frust („… ich hab da diesen Jungen, der die ganze Zeit …“) und Lust („… und dann wacht die auf einmal auf, wird richtig selbstbewusst …“) aus dem Alltag der Theaterverrückten – und sehr schnell war man ziemlich warm mit dem größten Teil der Truppe. Thematisch ging es hauptsächlich darum, wie man mit Störungen umgeht – ganz sicher ein Thema, zu dem ich noch viel lernen kann – und ich brauche keinen Kommentar, der mich darin bestätigt – und da war es dann die andere Hälfte des Gespannes, die uns wirklich weiterhelfen konnte, uns einige Prinzipien an die Hand gab.
Aber neben einigen wirklich interessanten Gedanken waren es vor allem zwei Zeiten, an die ich mich von gestern noch einige Zeit erinnern werde. Das Mittagessen, bei dem so viel erzählt und geblödelt wurde, das man das Gefühl hatte, man wäre unter alten Freunden – so viel zu lachen hatte ich seit Wochen nicht mehr, und ich lache oft – aber dieses Mittagessen wurde noch getoppt. Zum Abschluss haben wir Spiele und Übungen aus unserem Unterrichtsalltag mit den Kollegen gespielt. Es gab dabei etwa drei eher ernste Theaterspiele und –übungen, der Rest führte extrem ausdauernd zu seeeehr guter Laune. Mörderspiele, Huddeliihuddelli, Schnickschnackschnuck-Evolution und jede Menge seltsamer Sachen mehr, die müde aber absolut glücklich machten. Und aus den angepeilten 45 wurden gut 90 Minuten wilder Spiele, jedem fiel noch etwas ein, so viel Energie habe ich selten gefühlt. Natürlich ist zu befürchten, dass diese Spiele mit den Schülern dann nicht so einfach und gut funktionieren – alle Beteiligten haben mit aller Kraft mitgemacht, haben sich sofort auch in die seltsamsten Ideen gefügt. Aber gut, wenn so eine Gesellschaft nicht locker und offen für alles ist, welche dann? (allerdings unterhielt ich mich heute Morgen mit den Dozenten und die meinten, so sei es absolut nicht jedes Mal, es wäre eine außergewöhnliche Einheit gewesen)
Und heute Morgen dachte ich dann, gut, gestern war wohl ein Glücksfall, die Dozenten meinten ja schon, dass es heute nicht ganz so lebendig zugehen würde – und als ich dann die Gruppe sah, hatte ich wirklich wieder so ein bisschen Angst, dass es kein so intensiver Tag werden würde – und dann wurde es kaum weniger spannend und intensiv. Natürlich musste einiges an bürokratischem Kram geklärt werden, das ist klar, und das war vielleicht nicht besonders spannend, aber nötig. Aber wir wurden eben auch wieder in die Position versetzt, die sonst unsere Schüler einnehmen und da wurde schon das eine oder andere Auge geöffnet – nebenbei waren wir so kreativ und selbstbewusst, dass wir ein wenig die Dozentin an die Grenzen ihrer Geduld brachten, hat schon auch Spaß gemacht. Aber wichtig war einfach zu sehen, wie viele Gefühle geweckt werden, was man in der Lehrsituation öfter vergisst.
Und dann ging es um ein paar Sachen, die ich einfach nur unterschreiben wollte: Schüler müssen wahr und ernst genommen werden, man muss sich für Menschen und ihre Gefühle interessieren. Man muss ehrlich in seinen Gefühlen sein – ja, alles richtig, Manche Sachen habe ich sehr ähnlich in meinen Überlegungen zur Theaterpädagogik hier im Blog sehr ähnlich geschrieben – yeah, hat mir das gut getan. Volle Bestätigung! Davon hätte ich gern noch mehr gehabt, also noch mehr Tage, noch mehr vertiefende Diskussionen, mehr von dieser Energie.
Bei Facebook wurde nun eine Gruppe gegründet, wo man mit den Kollegen in Kontakt bleiben kann. Und ich war gestern wirklich so euphorisiert, dass ich, der ich mich dem immer verweigert habe, nun bei Facebook angemeldet bin. Na, das sagt doch alles …
Na, wo ist das Schnitzel? Also der Cache?
Ja, die Überschrift ist ein bisschen dämlich, aber irgendwie sagen ja alle, dass Geocachen die moderne Version der Schnitzeljagd ist, naja, dann kommt halt sowas zustande … eigentlich wollte ich das schon viel früher geschrieben haben, denn mein erstes Cachen war vor inzwischen schon zwei Wochen. Nun kann ich vielleicht, und hoffentlich, mit dem richtigen Abstand ein paar Worte darüber verlieren.
Bevor ich mit Freunden loszog, musste ich mich erst mal von jüngeren Freunden verspotten lassen – schließlich sei Cachen ja was für Spießer, für Menschen, zu denen ich eigentlich ja anerkanntermaßen nicht gehöre. Ich ertrug es mit Fassung, war ja selbst auch noch nicht mal so sehr interessiert, mir ging es eher darum, mit Leuten was zu tun, mit denen ich ja eigentlich befreundet bin, die ich aber trotzdem nur allzu selten sehe – die sind allerdings begeisterte Proficacher, und so hatte ich zumindest gute Lehrer.
Also ging es zuerst zu einer großen Cacherveranstaltung, wo sich sohl über hundert Schatzsucher einfanden, nicht nur, um einen Eventcache zu loggen – ja, Fremdsprache, gebe ich zu -, sondern auch, um gleich noch Müll zu sammeln – Cache in, log out. So viel gute Taten wären mir natürlich zu viel gewesen, wir schrieben den Cache, und fuhren gleich weiter, um uns an einem sehr schönen Multicache zu versuchen, den wir dann allerdings nicht geschafft haben. Zehn Stationen waren zu bewältigen, die fünfte fanden wir leider nicht – aber bis dahin hatte ich schon ein bisschen Cacherluft schnuppern können. Es ging per Koordinaten von Ort zu Ort, man löste kleine Rätsel, aufwendig gemacht und wirklich spaßig. Bei großartigem Wetter, einem wunderbaren Waldgebiet im nun mal eh wunderschönen Oberbergischen, da war das Wandern sehr angenehm, und selbst das Scheitern war nicht wirklich schlimm – allerdings hätten wir den ersten Fund des entsprechenden Caches verbuchen können, wenn wir nur die Augen aufbekommen hätten.
Wir haben danach noch ein paar Caches gefunden, manche mit viel Spaß, manche waren eher unspannend – die direkt am Heimatdorf fast enttäuschend. Aber prinzipiell hat der Tag richtig Spaß gemacht. Ich habe inzwischen einen weiteren Cache zwischendurch mal gemacht, einen weiteren habe ich auch versucht, wurde aber davon ausgebremst, dass die Koordinaten völlig im Off, also weit weg lagen, wie ich hinterher in den Logs gesehen habe. (Lieber Leser, liebe Leserin, wenn Ihr das Gefühl habt, ich spreche Fachchinesisch, dann wird das wohl so sein, habe auch irgendwie keine Lust, alles zu erklären)
Mag sein, dass das Cachen etwas spießig wirken mag – aber darum geht es nicht, es ist einfach eine spaßig Sache, man kann sogar kreativ werden, wenn man Caches legt – was ich mir prinzipiell schon mal vorgenommen habe. Ich werde sicherlich noch die eine oder andere Koordinate suchen.
Gefunden und rumgezeigt V
Immer, wenn ich in einem Forum viele Bilder sehe … richtig lustige Sachen gefunden …:
Das Phänomen HomerJ
Wie schon geschrieben, ich spiele momentan relativ regelmäßig, manchmal auch zu viel Starcraft II. Und plötzlich spiele ich nicht nur, ich schau auch! Und was schaue ich? HomerJ-Casts! Wer oder was ist HomerJ?
HomerJ, soviel kann man wohl sagen, ist ein Phänomen. Ein junger Hamburger, der schon lange selbst ein bisschen was spielt, und seit der Starcraft II-Beta Casts online stellt. Will heißen, er zeigt uns hübsche Replays von SC-Spielen und kommentiert die. Klingt nicht aufregend? Falsch, kann sogar sehr aufregend sein. Und ungemein unterhaltsam. Basti aka HomerJ – so seine Vorstellung, die schon Kultcharakter bekommen hat – spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, sehr umgangssprachlich, aber selten unter einem gewissen Grundniveau, prägt ganz schnell Begriffe, arbeitet kreativ und humorvoll mit Sprache. Das kombiniert sich mit einer sehr großen Hingabe, mit sehr großer Leidenschaft. Man hat bei HomerJ eigentlich nie das Gefühl, er hätte nicht selbst am meisten Spaß an der Sache – und dabei bleibt er absolut bescheiden, verehrt die richtig guten Spieler, setzt den bekanntesten englischsprachigen Caster, den amerikanischen SC-Profi Day9, problemlos über sich. Das ist echtes Herzblut.
Die weitere Kombination ist die mit dem einfach großartigen Spiel Starcraft II. „Schach in Warpgeschwindigkeit“ ist eines der Zitate über dieses Spiel. Es gibt jede Menge Taktiken, jede Menge Ideen, die in diesem Spiel stecken, aber auch natürlich quasi handwerkliche Fähigkeiten, Instinkte, ein nicht allzu komplexes Wirtschaftssystem – das gibt es einerseits so viel zu lernen, das man lange spielen muss, um gut zu werden, andererseits ist es einfach genug, dass man viele Grundideen auch verstehen kann, wenn man selbst gar nicht spielt – und das ist auch wieder eine Sache, die zum Phänomen HomerJ gehören – es gibt viele Menschen, die schauen HomerJ, obwohl sie selbst gar nicht SCII spielen.
Auf der Homepage von HomerJ gibt es über fünftausend angemeldete User, über zwanzigtausend Youtube-Nutzer haben den guten Mann abonniert – zum Vergleich, der englischsprachige Master Caster Day9 hat etwa dreimal so viel, bei sicherlich deutlich mehr potentiellen Zuschauern. Inzwischen hat HomerJ schon über siebentausend Zuschauer bei Liveübertragungen gehabt – und damit erreicht er etwa so viel Zuschauer, wie sonst Livecasts von den absoluten Großveranstaltungen der E-Sports-Welt. Und folgerichtig geht er sogar den schweren Schritt in die Selbständigkeit, hat seinen sicheren Job gekündigt, das Motorrad verkauft und will davon leben. Das ist riskant, klar, aber auch wirklich richtig – wie heißt es in der „Unendlichen Geschichte“ – also dem Buch, nicht dem Bonbonkitschfilm: Tu, was du willst! – Will heißen, schau in dich, finde heraus, was du wirklich willst, und dann mach das! Finde ich einfach nur richtig, lebe schließlich selbst auch danach.
Und wie wird es weitergehen? Wie weit kann ein Internetphänomen wachsen? Und wann kommt die deutsche Mentalität und redet mal wieder alles kaputt, was erfolgreich ist?
(Ist gerade in Gamerkreisen unglaublich beliebt – speziell wie viele Menschen sich als total missgünstig outen, wenn sie in die Blizzard-Foren schreiben, ist wirklich unglaublich: Sie spielen Blizzard-Games, die durch die Bank in ihren Bereichen die erfolgreichsten sind, meckern aber mindestens dreimal die Woche in irgendwelche Threads rein, wie schlecht alles sei, früher wäre ja eh alles besser gewesen und das sie kein Bock mehr auf Blizzard haben – bleiben aber natürlich beim Spiel und suchen sich nicht einfach mal was anderes) – langer Einschub ist lang. Und das letzte da ist ein typisches Beispiel für die Sprache des HomerJ, die sehr schnell prägt – das nur so nebenbei.
Zurück zum Thema: Wie also sieht die Zukunft aus? Ich glaube, dass HomerJ richtig handelt, denn das Phänomen wird wachsen – vielleicht sind ja auch ein paar Menschen mal clever, zum Beispiel bei sport1, und geben ihm eine kleine Sendung irgendwo im Nachtprogramm – nein, nicht mit : „Ruf mich an!“, sondern mit spannenden SCII-Spielen – und ESports kann genauso zu einem Medienphänomen werden, wie das vor einigen Jahren mit Poker war. HomerJ ist auf jeden Fall ein richtig guter Unterhalter, und Matches in SCII sind fast immer spannender, als in der Fußballbundesliga. Von daher also: Bis nach Tarsonis und noch viel weiter!!