Archiv für den Monat November 2010

HP 7.1

Mit einer der Grippe geschuldeten Verzögerung einer Woche, habe ich nun inzwischen den ersten Teil des letzten Harry Potter-Films gesehen – und ich muss sagen, ja, ich bin positiv überrascht. Auf der einen Seite ist das Gefühl des Buches unglaublich nah gewesen, überhaupt hat der Film sich enger an das Buch gehalten, als überhaupt einer der HP-Filme bisher. Und ist der erste Teil des siebten Bandes meinem Empfinden nach der langweiligste  Teil der gesamten sieben Bände, so sind die Längen dieses Buches im Film natürlich so weit herausradiert, dass der Film trotz Überlänge richtig kurzweilig wirkte.

Noch erstaunlicher: Die drei jungen Hauptdarsteller dürfen auch mal ein bisschen schauspielern, vor allem Daniel Radcliffe und Rupert Grint wurden mal ein bisschen mehr gefordert. Dass Emma Watson nebenbei atemberaubend zerbrechlich und doch wieder die stärkste des Trios sein darf, ist ein besonderer Leckerbissen. Gute Regieleistung des Herrn David Yates – der auch ansonsten große Arbeit abliefert. Da sind die spärlichen und oft genau deswegen guten und gutgesetzten Gags, da sind die sehr europäisch-melancholischen Momente, die man einem Blockbuster gar nicht so zutraut, und da sind natürlich tolle Effekte, auch mal richtig erschreckende – nein, das ist wahrlich kein Kinderfilm. Die Freigabe ab 12 Jahren ist aber völlig in Ordnung, alles andere wäre albern gewesen. Yates vergisst aber über die Effekte nie die Geschichte. Und natürlich dürfen eigentlich alle altgedienten Lieblinge auftreten, allerdings sind die Bösewichte nicht so schillernd, wie sie das sonst in dieser Serie sind – ich mein, mal ehrlich, niemand ist so cool wie Severus Snape (alias Alan Rickman) oder die eh großartige, herrlich böse Helena Bonham Carter in der Rolle der Bellatrix Lestrange – aber die haben, wie auch Lucius Malfoy (alias Jason Isaacs), leider keine so wunderbar böse Auftritte, allenfalls Imelda Staunton darf als Dolores Umbridge an ihre wunderbare Leistung des Vorgängers anknüpfen – meine Herren, was kann diese Frau widerlich sein, herrlich. Oh, bevor ich es vergesse: Die Umsetzung des Märchens von den drei Brüdern finde ich absolut und vollständig gelungen, großartige Idee, tolle Optik, alles richtig gemacht.

Ralph Fiennes als der, dessen Name nicht genannt werden darf, ist, na ja, Geschmackssache – nicht schlecht, nein, aber es gibt dämonischere Typen, als diesen Voldemort – ups, jetzt habe ich den Namen doch geschrieben.

Was ich übrigens richtig gut finde, ist die Verknüpfung mit eindeutig faschistischen Merkmalen, die die Todesser im Allgemeinen abbekommen – die Verknüpfung kommt natürlich auch bei J.K. Rowling so vor, ist aber auch sehr konsequent zu Ende gedacht. Natürlich ist dieses Geschwafel von unreinem Blut böse, ja dämonisch – und soll es doch ruhig erzieherisch wirken, wenn es vom dunklen Lord kommt und nicht von einer Witzfigur wie Herrn Sarrazin. Widerlich ist es in jedem Fall.

Ja, es scheint, als ob David Yates diese Filmserie, die mit zwei unglaublich bescheidenen Werken begann, zu einem guten Abschluss führen wird. Und wenn man in zwanzig Jahren mal darüber nachdenkt, HP noch mal zu verfilmen, könnte man sich gerne überlegen, ob man die Serie nicht von vorne bis hinten in eine Hand gibt und noch mal in stimmig verfilmt.


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Rhythm is it / Tanzträume

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich berichtet, mit wie viel neuer Kraft ich aus Neuss von meinen Workshops zurück gekommen war. Interessanterweise hält das gute Gefühl eigentlich immer noch an, was ich so nicht unbedingt erwartet hatte, unter anderem, weil ich auf interessante Dinge gestoßen wurde, die für mich völlig neu sind. Und das sind unter anderem die beiden Filme, die im Titel dieses Blogeintrages stehen.

Wenn mir jemand sagt, dass ein Film wichtig ist und mich angeht, dann kann es sein, und in diesem Fall war es so, dass ich nicht nur bei Amazon schaue, ob ich den Film bekommen kann, nein, ich sehe, aha, von „Rhythm is it“ gibt es eine 3-DVD-Variante, bei der man auch das gesamte Stück sehen kann – na, was soll ich da mit dem normalen Film?

Zum Film: Dirigent Simon Rattle und Choreograph Royston Maldoom bringen die Berliner Symphoniker mit über zweihundert Kindern und Jugendlichen zusammen, machen Musik – Strawinskys „Sacre du Printemps“ – und tanzen, dass es einem die Schuhe auszieht. Nur, dass das klar ist, ich bin kein Tanzfan, ich gehe zwar nächsten Sonntag zum ersten Mal fast freiwillig in eine Ballettaufführung, aber wie gesagt, es ist das erste Mal, und es ist auch nur halb freiwillig, weil ich ein paar Mitwirkende kenne und sehr gespannt bin. Ich habe lang genug auf Amateurniveau Musical betrieben, dass ich in der Lage bin, einfache Choreographien zu tanzen, auch wenn es elefantös aussieht, aber eine wirklich große Liebe zum Tanz habe ich nie empfunden. Aber wenn man sieht, was in diesem Film auf der Bühne so abgeht, dann ist das schon sehr tief berührend, sehr anregend und kraftvoll – aber noch spannender finde ich diesen Typ, diesen Royston Maldoom, wirklich ein Typ. Etwas knorrig, sehr präzise, ein General, manchmal auch ein Feldwebel, aber vor allem absolut ehrlich. Ein beeindruckender Typ, eine charismatische Erscheinung auf seine Art.

Auf jeden Fall so beeindruckend, dass ich inzwischen nicht nur seine Autobiografie („Tanz um dein Leben“) besitze, sondern sie auch gelesen habe – was er dort sagt, und was er im Audiokommentar quasi hinzufügt, davon kann man unglaublich viel unterschreiben – und zwar als Künstler, der mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, dass es bei ihm Tanz ist, und das ich Theater mache, ist da doch nur ein marginaler Unterschied. Es geht um solche Sachen, wie: Fordern, immer wieder fast überfordern, dass der Ehrgeiz erwacht, dass etwas in den Tänzern/Darstellern passiert. Ehrlich sein, keine pädagogischen Lügen – klar sagen können, dass etwas Mist ist, wenn es Mist ist, in Watte gepackte Kinder leisten nichts. Sich für die Menschen interessieren, sie ernst nehmen, ihnen zuhören. Ich könnte hier noch eine halbe Maschinenseite weiter machen. Ein Buch, das ich sicherlich mehr als einmal lesen werde. Es tut mir einfach gut.

Und dann kam gestern „Tanzträume“ an – Jugendliche tanzen „KONTAKTHOF“ von Pina Bausch, noch eine Dokumentation. Mit dem Film bin ich gar nicht so zufrieden, weil er eigentlich erst einsetzt, als die Probleme alle schon bereinigt sind. Es sind schon alle begeistert, die Jugendlichen gehen für ihr Alter unglaublich entspannt miteinander um. Am Anfang der Proben muss das relativ heftig geknallt haben, aber das fehlt im Film. Und, wie soll ich es sagen, die Arbeit von Jo Ann Endicott ist natürlich auch großartig, Pina Bauschs ätherische Gegenwart bei wenigen Proben erstaunlich – aber hier ist es vor allem das Produkt, das mich umhaut. Ja, ich gebe es noch mal zu, ich versteh nicht viel vom Tanz – aber das ist einfach großartig, das ist wirklich Tanztheater, da gibt es nichts, was keine Aussage hat, das überrascht, das überzeugt – wie schade, dass es von Pina Bausch kaum etwas auf DVD gibt … ich muss mal nach Wuppertal, wo ihr Erbe ja scheinbar noch für die nächsten fünfzig Jahre gespielt werden wird. Es überrascht mich natürlich nicht, dass diese Art von Tanztheater auch mit Jugendlichen möglich ist – an manchen Stellen wirkt es wirklich so, als sei diese Art von Theater gar für Jugendliche gemacht. Ich glaube, dass man mit Jugendlichen so ziemlich alles an Theater machen kann, was sie in irgendeiner Weise angeht – beim Kontakthof geht es um Gefühle, um den Kontakt zwischen den Geschlechtern – das ist ja eh das erste Thema für Jugendliche, wer wäre da besser geeignet – auch wenn ich mir die „Senioreninszenierung“ (die machen das auch mit älteren Herrschaften über 65 Jahren) genauso gerne anschauen würde.

Was will ich damit sagen: Boah, ist das inspirierend! Danke für die Tipps, danke für die Filme, danke!

Nun habt schon endlich Angst!!

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? – Niemand! – Und wenn er kommt? – Dann rufen wir Herrn De Maiziere an!! Keine Ahnung, wer da wieder bei diesem alteingesessenen Rassistenspiel zugeschaut hat, aber es ist mal wieder so weit: TERRORISMUSGEFAHR!! (Entschuldigt die Schreierei)

Es ist nicht mehr so weit hin bis Weihnachten, und das macht die Chance für terroristische Anschläge ja bekanntlich größer – zumindest kommen die Warnungen nach meinem Gefühl alle Jahre wieder. Es wird empfohlen, keine Reisewecker mehr in die Koffer zu packen und am besten ist es eh, schön zu Hause zu bleiben und kräftig Angst zu haben. Pflichtschuldig beginnen die Medien auch – quasi Gewehr bei Fuß – die Maschinerie der Angst mal wieder auszupacken. Und alle steigen auf den Zug mit auf – ich habe keine Angst, so! Ich habe ein bisschen Fieber und Antibiotika im Körper, aber keine Angst, haha, ich nicht!

Ähm, doch, ich habe doch ein bisschen Angst, ich habe ein bisschen Angst um unser Land. Mir scheint da ein Zusammenhang erkennbar. Die Umfragewerte für die CDU sind im Keller, da hilft doch so ein bisschen Terrorangst enorm, nicht wahr. Ich mein, es sind bald Landtagswahlen, mit Politik schafft Schwarz-Gelb mit Sicherheit keinen Meinungsumschwung, aber ein hübscher kleiner Terroranschlag würde wahre Wunder bewirken. Merkel und Wulff bei den Trauerreden, sogar Westerwelle darf betroffen sein … wenn die Herrschaften bei Schwarz-Gelb den Film „V wie Vendetta“ gut studiert haben, ist das gar nicht mehr so unvorstellbar.

Naja, die eine oder andere durchreisende Bombe muss jetzt erst mal reichen, und ein Reisewecker in Namibia, oder so. Ich kann nur hoffen, dass die Terroristen, egal ob fanatische Moslems, Hindus oder Christen, keine solche Wahlwerbung veranstalten – stelle man sich mal vor, nicht dass Mappus noch mal gewählt wird.

Dumm eigentlich nur, dass man nicht auf die Idee gekommen ist, im Bezug auf den Castor mit Terror zu drohen, wäre doch für jeden Terroristen ein geniales Ziel gewesen, und vielleicht hätte man ein paar Demonstranten von ihren subversiven Taten abgehalten.

Fazit: Hysterie abschalten, Gehirn einschalten, danke!


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Facebook

Also eigentlich wollte ich ja nie zu Facebook, irgendeinem VZ oder anderen Social Networks. Und dass ich den Film „The Social Network“ gesehen habe (und drüber gebloggt), hat mich nicht gerade mehr zum Fan gemacht. Und jetzt bin ich eben doch bei Facebook (warum? Habe ich auch drüber gebloggt), und mit wenig Begeisterung sage ich, ja, abschalten kann ich es jetzt auch nicht mehr. Das macht halt schon Spaß, und wenn man eh kommunikationsbegeistert ist – schöne Umschreibung für „der redet zu viel!“, oder? – dann ist das Facebook eine Sache, die man nicht so schnell wieder los wird. Und ich bin mir auch sicher, dass es ein gutes Werkzeug sein kann, wir arbeiten dran, nutzen wir den neumodischen Kram halt positiv.
Aber Facebook ist mir auch hier und dort ein wenig unheimlich – zum Beispiel, wenn meine Schüler eine halbe Stunde, nachdem ich online gekommen bin, bis dahin kaum drei Freunde habe, mich entdecken und sofort, wahrscheinlich reflexhaft, ihre Anfragen schicken. Okay, denk ich mir, natürlich nimmst du die auf, und dann merke ich, dass ich diese Idee sehr schnell wieder bereue, denn mit den wirklichen Freunden wirklich offen reden, ist natürlich nicht, wenn meine Schüler mitlesen – naja, es gibt ja noch persönliche Nachrichten, ich habe auch noch Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Apropos unheimlich – da werden einem fast jeden Tag noch zwanzig Leute vorgeschlagen, die mit irgendwem befreundet sind, den man kennt – okay, so weit, aber wenn dann Leute vorgeschlagen werden, mit denen man keine gemeinsamen Freunde hat, die man aber trotzdem kennt, dann bekomme ich so langsam Angst vor Big Brother – also dem von Orwell, wer das nicht kennt: Lesen bildet.
Aber es gibt auch noch andere Sachen, die etwas komische Gefühle mit sich bringen – die „Geister der Vergangenheit“ tauchen auf. Auf einmal ist man mit Leuten befreundet, die man vor zehn oder mehr Jahren aus den Augen verloren hat. Und da kommt man dann in die Bredouille. Natürlich habe ich die alten Freunde bestätigt, die, mit denen man viel zu tun hatte, ja, gut befreundet war, mit denen man irgendwann nicht mehr viel zu tun hatte, weil man sich auseinandergelebt hatte, die verschiedenen Ansichten und Interessen halt irgendwann dazu geführt haben, dass man sich nicht mehr so viel zu sagen hatte. Andere bestätigt man aus einer alten Anhänglichkeit, aber es gibt inzwischen schon ein paar Anfragen, die ich geflissentlich ignoriere, auch wenn ich mir ein wenig komisch dabei vorkomme. Aber die Frau, die da mal irgendwann in der Parallelklasse war, mit der ich im ganzen Leben kaum mehr als drei Sätze gesprochen habe, warum sollte ich die bestätigen? Oder der ehemalige Freund, mit dem ich jeden Kontakt durchaus absichtlich abgebrochen habe? Was will der von mir?
Ansonsten … es gibt da Spiele, die man betreiben kann, das kostet zusätzlich Zeit, nicht so gut, aber auch nicht tragisch. Ein Platz zum Spaß haben, ist bei dem Wetter auch manchmal nicht so schlecht.


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Quick – Castor

Nur kurz mal drüber nachdenken. Nein, als der Atomausstieg noch unangetastet war, war auch der Transport von Castorbehältern noch einfacher, keine Frage. Als Kind der Achtziger fühle ich mich wohl, Wackersdorf lässt grüßen, zumindest ist es wieder einfach, schließlich weiß man wieder, wer die wirklich verderblichen Kräfte in diesem Land sind und kann dagegen demonstrieren.
Es ist schon erstaunlich, wie konsequent diese Regierung, so wie die letzte schwarz-gelbe, sich rein auf heutige wirtschaftliche Interessen, auf das momentane Wohl – nein, nicht des Volkes, wer glaubt denn da noch dran – des Geldes, konzentriert.
Wenn da der Einsatz von tausenden Polizisten, die in großer Zahl eigentlich innerlich auf der Seite der Demonstranten sind, richtig Geld kostet, dann ist das wenigstens ein wenig konsequent.
Allerdings werden die Demos nicht viel bringen, vor allem nicht, dass die Regierung auch nur einen Zentimeter von ihrem Pro-Atom-Kurs abweicht. Da hat Frau Merkel von Ehrenwort-Papa Helmut gelernt, das sitzt man aus, kein Problem – auf das Volk hören, ist in der CDU genauso verpönt, wie auf gute Argumente hören.
Also warten wir mal auf die zukünftige Grün-rote Regierung, die das alles wieder kippt, darf ja nicht langweilig werden …