Archiv für den Monat Juni 2016
Was ich mir fürs Gaming wünsche …
Ich bin Spieler, also Gamer. Ist mein Hobby. Ich spiele gerne ein paar Computerspiele, meist welche, die man gegeneinander spielt. Im Moment League of Legends, World of Tanks und hin und wieder Heroes of the Storm und Hearthstone. Dabei bin ich recht zufrieden damit, irgendwo in der Spielerschaft mit zu schwimmen. Aber ganz klar, ich spiele kompetitiv, ich will gewinnen, und hier und da eine Liga aufzusteigen find ich supi. (Dass ich nicht mehr für weit vorne tauge, ist mir klar. Ich bin über vierzig, die Reflexe waren mal besser und in Sachen Multitasking bin ich auch nicht so gut, dass ich noch ein Meister meines Spiels werde.)
Aber ich spiele besonders gerne mit anderen Menschen zusammen. Und ich bin eigentlich nicht besonders wählerisch. Ich war Mitglied mehrerer WoW-Gilden, immer einer, der den Laden zusammen hielt. Ich spiele seit Jahren LoL mit ein paar Menschen, die sich mal zusammengeschlossen haben, weil sie in einer marginalen Partei waren, oder Leute kannten, die in dieser Partei waren. Und ich glaube, ich bin meistens sehr umgänglich. Aber in Heroes habe ich keine Gemeinschaft gefunden, in der ich länger im Team spielen konnte, und in World of Tanks sieht es echt düster aus. Warum?
Weil die Gemeinschaft der Gamer echt durchsetzt von menschenfeindlicher Scheiße ist. Schon in League of Legends musst du dir im Teamspeak immer wieder anhören, dass der gegnerische Champion, zufällig ein weiblicher, eine Fo… ist. Und ähnlicher sexistischer Scheiß. Ja, kein Wunder. Mann ist ja unter sich. Aber das hört ja nicht mal auf, wenn Mitspielerinnen dabei sind. Ich frage da nicht danach, ob sich diese stolzen Mannsbilder – ja, wir reden hier von Menschen, die wie ich, mit virtuellen Figuren durch die Gegend hüpfen, nicht von Menschen, die mit Speer und Saufeder auf die Wildschweinjagd gehen – vielleicht benehmen könnten. Das würde ja bedeuten, dass sie Äußerungen aus Rücksicht unterlassen sollten. Nee, die sollten einfach nicht so eine Scheiße im Kopf haben.
Heroes oft he Storm habe ich von Alpha an gespielt, habe es auch mit verschiedenen Leuten zusammen gespielt, mit denen ich in anderen Spielen schon zusammen gespielt habe. Aber irgendwann suchte ich nach einer festen Gruppe für die Teamliga. Heroes ist mehr als LoL und andere Mobas ein Spiel, das man im Team gewinnt und einzeln verliert. Ich heuerte bei einer größeren Spielgemeinschaft an, und verließ sie nach einer guten Woche wieder. Ich hatte einfach kein Bock mit Menschen zusammen zu spielen, die sich über Flüchtlinge und Muslime ausließen. Ich hatte keinen Bock mehr darauf, dass es allen egal war.
Und was immer mich auch geritten hat, jetzt spiele ich mit großem Spaß World of Tanks. Und richtig, ein Spiel, in dem man mit hauptsächlich dem zweiten Weltkrieg zeitlich zugehörigen Panzern auf vom Krieg zerstörtem Gelände aufeinander los geht, zieht natürlich spezielles Volk an. Es ist mehr als anstrengend. Kaum ein Tag, an dem kein Teammate oder Gegner im Chat mit „Heil“ grüßt, oder die Gegner, die ihn gerade abgeschossen haben, als „Juden“ beschimpft. Da fahren Clans rum, deren Symbole gerne Deutschnationales zitieren. Da gibt es Streamer, die ne 88 an ihren Namen dran pappen, und älter als Jahrgang 1988 scheinen. Oder irgendwas mit dem „Eisernen Kreuz“ im Channelnamen tragen. Widerliche Nazibrut allerorten. Und ein Youtuber, dessen Videos ich eigentlich gerne sehe, verharmlost antisemitische Scheiße als „Schwarzen Humor“, nachdem er ein Video löscht, in dem seine Teammates Witze übers Vergasen machten. Es tut ihm leid, wenn sich davon Menschen angegriffen fühlen. Ich kotze so sehr.
Ja, ich – deutsch, weiß, männlich, hetero – brauche mich nicht betroffen fühlen. Aber da gibt es ein Problem: Ich bin auch Mensch, und das ist mir sogar einen großen Teil wichtiger, als die paar zufälligen Eigenschaften davor. Und als Mensch bin ich immer betroffen, wenn menschenfeindliche Scheißköpfe ihre Sprüche klopfen.
Ich wünsche mir jetzt einfach mal was. Ich wünsche mir Clans, Gilden und Clubs, in denen Frauen, Transmenschen und Männer aller bekannten sexuellen Ausrichtungen und aller möglichen und unmöglichen Hautfarben miteinander diese ganzen Arschlöcher der Gamingszene aufmischen. In denen sich keine Frau hinter einem männlich klingenden Pseudonym verstecken muss, in denen niemand Verletzungen runterschlucken muss, weil wieder irgendwer stumpfe Vorurteile und undifferenzierte Weltbilder vor sich her tragen muss. Ich wünsch mir einen Clan, der als Tankantifa den ganzen Militaristen und Nazis den Arsch aufreißt. Ich will keine ekligen Überraschungen mehr in Chats und VoIP-Räumen. Es muss doch auch anders gehen.