Archiv für den Monat November 2017
Gedanken zu #metoo
#metoo ist eine Anklage. Und diese Anklage wird zu Recht in die Welt geschrien.
#metoo baut Fronten auf. Das ist verständlich, wie auch unumgänglich. Und doch ist die vermutlich einzige Möglichkeit, dass #metoo wirklich etwas bewegt, eine, die diese Fronten überwindet.
#metoo ist eine Anklage, aber wir müssen diese Anklage zu einer Anklage an die ganze Gesellschaft machen. Es ist nicht eine Gruppe, es ist die ganze Gesellschaft.
Übergriffiges Verhalten ist erlerntes Verhalten. Wir lernen früh, dass übergriffiges Verhalten richtig ist, weil wir als Kinder alle übergriffig behandelt werden. Aus der Erfahrung heraus, so behandelt zu werden, werden wir selbst zu Tätern. Und das fast ohne Ausnahme.
#metoo, ja natürlich „ich auch“. Ja, ich wurde auch selbst übergriffig behandelt, ja, ich habe auch selbst übergriffig gehandelt. Ich habe es so gelernt. #metoo
Wir können aus dem Kreis heraus. Wir können reflektieren, verstehen, was anderen weh tut, wir können unterlassen, was anderen weh tut. Wir können uns wehren, wenn uns jemand weh tut, hoffentlich können wir das.
Aber vor allem müssen wir lehren, nicht zu übergreifen. Wir können jedem Menschen, und sei er noch so jung, zugestehen, dass sein Körper sein Körper ist, seine Sexualität seine Sexualität. Und das es immer sein Recht ist, „Nein“ zu sagen, und wir sollten auch jedem Menschen das Selbstvertrauen geben, ein klares Nein zu sagen, und auch ein klares Ja.
Besitzrechte dürfen nicht mehr romantisiert werden, denn es gibt keine. Missbrauch von Macht muss artikuliert werden, wo immer er auftritt.
#metoo ist eine Anklage.
#metoo ist eine Aufforderung.
Wir müssen so viel ändern, damit irgendwann #metoo verstummen kann.
#metoo