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Quick – Wulff wird Präsident …
… und alle wissen, das Gauck der bessere Kandidat ist. Jetzt kann man lange darüber philosophieren, dass Gauck ein kluger taktischer Schachzug der SPD und der Grünen ist, okay, aber mal langsam und genau geschaut. Gauck ist niemand, der es allen leicht macht, ein Typ, der über Freiheit spricht, wie kaum einer, einer, der seine persönliche Freiheit auch betont, unparteiisch ist. Und Gauck ist nach allem, was man bisher weiß, unbescholten im besten Sinne des Wortes – etwas, was man im normalen Politikbetrieb eigentlich schon gar nicht mehr kennt.
Trotzdem wird Wulff Bundespräsident werden. Warum? Eine Frage der Macht! Erstens ist es für Merkel praktisch, den durchaus nett wirkenden Wulff auf einen Posten zu loben, an dem er nicht viel zu sagen hat. Und weil er so herrlich farblos ist, wird der nette Herr Wulff auf dem Präsidentenstuhl auch keinen Ärger machen, der Welt nicht erklären, dass Deutschland Wirtschaftskriege bereit zu führen ist, und das auch noch gut finden. Und noch viel weniger wird er unbequeme Vorschläge machen, Ruckreden halten oder das Gewissen der Republik sein – wie das frühere Präsidenten durchaus geschafft haben. Merkel wird ihn durchsetzen, weil sie es sich nicht leisten kann, dass ihr Kandidat verliert – dafür werden alle Wahlleute heftigst unter Druck gesetzt werden. Wulff wird also farblos da sitzen, bis er abgewählt wird, weil die Sympathiewerte der jetzigen Regierung bis zur nächsten Wahl ungefähr bei Null liegen dürften, ähm, lass mich überlegen … bei Null Grad Kelvin.
Wieder mal eine verpasste Chance, die Frau Merkel einfach aussitzen wird, in der Hoffnung, dass das schlechte politische Gedächtnis und ihre Hofberichterstatter beim Springer-Verlag ihre Sympathiewerte schon wieder nach oben bringen werden.
Quick – und schon von der Aktualität überholt …
… ist mein letzter kleiner Beitrag über #notmypresident. Und was soll ich sagen … der Wulff ist übrigens auch #notmypresident … zu jung, zu nichtssagend, zu langweilig …
Quick – #notmypresident
Unter diesem Twitter-Stichwort „#notmypresident“ gibt es inziwschen eine ordentliche Oposition gegen Frau von der Leyen, die ja auch gern als Zensursula im Netz bezeichnet wird – ich bin da voll einverstanden mit, find ich super, allein, ich glaube irgendwie, dass die liebe Ursula nur ein trojanisches Pferd ist.
Jetzt mal ehrlich, der erste Kandidat wird es doch irgendwie nie, der Name wurde gestreut, damit man sich ein bisschen an ihr abarbeiten kann, und wenn erstmal ungefähr zwei Millionen Leute in der Facebook-Gruppe gegen Zensursula sind, dann wird der wirkliche Kandidat präsentiert und alle werden sagen, naja, hätte schlimmer kommen können … und dann kommt es schlimmer.
Um ehrlich zu sein, ich halte eigentlich niemanden in den regierenden Parteien für dieses Amt geeignet, das liegt ja schon daran, dass sie in der CDU oder FDP sind. Und ich finde die Idee, die hier und da auftaucht, dass Joschka Fischer ein guter Präsident wäre, immer noch nicht für völlig abwegig.
Ich finde, Bundespräsident sollte immer jemand werden, der nicht mehr tagesaktuell eingebunden ist, also keiner, der aktuellen Minister oder Ministerpräsidenten – argh, ich habe gerade das akustische Bild von Jürgen Rüttgers bei der Berlinder Rede, nicht schön – es sollte jemand sein, der nie mit schwarzen Konten in Kontakt war – das schließt die halbe CDU schon aus -, dem man eine gewisse Meinungskonsistenz zutrauen würde, und der vielleicht sogar jemand ist, der moderieren kann, einigen – und vielleicht sogar jemand, der es nicht für unproblematisch hält, Kriege für Wirtschaftswege zu führen. Ich könnte mir so halbwegs einen sehr kleinen Präsidenten, also Norbert Blüm vorstellen – der hat wenigstens Humor -, eventuell auch Klaus Töpfer … die sind zwar beide nicht mehr ganz frisch, und beide sind dadurch vorbelastet, dass sie bei Ehrenwort-Helmut Minister waren, aber für CDU-Politiker sind sie recht glaubhaft. Oder vielleicht auch Heiner Geißler …
Hm, nee, zu viel Hoffnung sollte man nicht in die Glaubhaftigkeit von Frau Merkel stecken … mal schauen, was da kommt …
Kraut und Rüben
Ahrgh, es gibt so viel zu sagen, es gibt so viele Themen, die auf mich einprasseln, lest Zeitung, hört Euch Nachrichten an, da muss man einfach mal was sagen. Und weil es von allem etwas gibt, hab ich mir gedacht: Kraut und Rüben ist ein nicht besonders origineller, aber ein treffender Titel für diese kleine Kolumne …
Peter Sodann ist von der Linken als Präsidentenkandidat aufgestellt worden. Hey, wie schade, dass er keine Chance hat. Ein bodenständiger Intellektueller, gleich zwei Sachen, die der Sparkassendirektor, der momentan Deutschland nach außen vertritt, nicht ausstrahlen kann. Ein Mann aus der Kultur, nicht aus dem Bankengewerbe, was wäre das für eine Richtungsentscheidung, wie sehr würde ich sie mir wünschen … und ist es nicht herrlich, die Junge Union NRW – wie sehr ich mich schämen muss, dass es ausgerechnet die Abteilung aus dem schönen NRW ist – ist blöd genug, zu verlangen, dass jetzt keine Tatort-Folgen mit Sodann mehr gezeigt werden, weil das ja Wahlwerbung wäre … ist doch schade, wenn der IQ nicht über die Fünf-Prozent-Hürde kommt.
Anderes Thema, auch Kultur: MRR hat für Rabatz gesorgt, hat den Fernsehpreis aufgemischt. Der kluge alte Mann hat den Fernsehmachern ins Gesicht gesagt, was für einen riesigen Mist sie verzapfen, und was sagt das Publikum dazu, alles lacht und klatscht – offenkundig weiß jeder, wie es steht, und wo er Recht hat, hat er nun mal Recht … jetzt regen sich viele Leute über die Arroganz von MRR auf … er war immer so, und dadurch wurde er erst so einflussreich und so unterhaltsam. Und er hat ja auch Recht. Da gibt es so viel Datenmüll, der statt gutem Fernsehen gesendet wird, dass man sich durchaus aufregen kann. Und wie sich diese Deppen von DSDS selbst feierten, war so ekelerregend, dass es für einen denkenden Menschen eigentlich nur diese Reaktion geben konnte. Da hab ich heute morgen in der Zeitung gelesen, dass jemand meinte, nicht jeder könnte nur mit Kafka und Goethe leben – richtig, so oft hab ich weder den einen, noch den anderen in Buchform in Händen, aber Bauern, die Frauen suchen, Frauen, die Häuser renovieren oder schlechte Amateurschauspieler, die Gerichtsverhandlungen spielen, die so nie stattfinden könnten – Leute, besser als das muss es doch gehen.
Bankenkrise und kein Ende. Nein, ich bin eigentlich ja kein so besonders politischer Mensch, aber ich bin ein recht begeisterter Pokerspieler, und manchmal bin ich sogar ein recht erfolgreicher Pokerspieler, also verstehe ich wenigstens ein bisschen davon. Und ein sehr wichtiger Spruch lautet: Wirf schlechtem Geld kein gutes hinterher. Wenn du eine Hand verloren hast, dann wirf die Karten weg, auch wenn es weh tut, wirf nicht Geld in den Pot, von dem du weißt, dass es verloren ist. Und jetzt wollen die Herrschaften Politiker ziemlich einmütig ganz viel gutes Geld in die Banken pumpen, die sich so lustig verzockt haben, die das Spiel offenbar verloren haben. Das kann nicht richtig sein. Und mal ganz nebenbei, sind das jetzt wirklich die neoliberalen Banker, die nach dem Staat schreien? Die Leute, die den HartzIV-Empfängern keine fünfhundert Euro gönnen, die selbst aber so viel in einem Monat verdienen, dass sie einige dieser Leute für ein ganzes Jahr ernähren könnten? Die Autos fahren, die einige Jahresgehalte von gut verdienenden Facharbeitern kosten? Ist es die ziemlich wirtschaftsliberal auftretende CDU, die gerade Banken teilverstaatlichen will? Sehr schöne sozialistische Idee … bevor die Wirtschaft nicht endlich in die Schranken gewiesen werden, Spekulationen quasi verboten werden, man sich endlich von der Idee einer ewig wachsenden Wirtschaft verabschiedet, wird noch einiges Wasser den Rhein runter fließen, und doch wird man irgendwann auf den Trichter kommen. Denn so, wie das momentan funktioniert, fährt man die gesamte Weltwirtschaft vor die Wand.
So, das reicht erst mal …