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Minihörspiel: „Ist das Leben nicht Tarantino“
Ich wurde vor knapp zwei Wochen gefragt, ob ich was wüsste, aus dem man ein Hörspiel von gerade mal anderthalb Minuten Länge machen könnte. Aus irgendeinem Grund dachte ich an eine Krimiszene, an Profikiller, die ihr Opfer noch kurz darüber aufklären, warum man es denn jetzt wohl erschieße – also so ein bisschen wie bei Tarantino, mit dem ich mich natürlich nicht messen will. Ich sehe sowas eher als eine Hommage. Als ich überlegte, welche Namen ich denn mal verwenden könnte. Und dann kam „Ernie und Bert“ und dann kam „Ist das Leben nicht schön?“, der Weihnachtsklassiker, und plötzlich hatte ich das Hörspielchen schon geschrieben. Viele Sätze aus einem Weihnachtsfilm, die man für eine blutige kleine Spielerei verwenden konnte …
Inzwischen ist das Werk fertig aufgenommen. Die Leitung dabei hatte Daniel Beer, gesprochen haben Ronald Zwick, Tobias Zippel und Sebastian Brings. Und man kann sich das hier anhören. Viel Spaß!
PS Man schreibt und produziert so was, damit es Menschen hören, verbreitet es also gerne weiter!
Sind wir nicht alle ein bisschen George Bailey?
Aus einem recht einfachen Grund – wir spielen die Geschichte gerade im Theater – habe ich George Bailey, die Hauptfigur aus dem Weihnachtsklassiker „Ist das Leben nicht schön?“, momentan ständig vor Augen. George Bailey, der große Weltreisende, die tragische Figur, der Typ, der nicht aus seiner engen Heimatstadt fliehen kann, der eingesperrt ist, die gute Seele, die sich aufreibt und es in der Not trotzdem nicht schafft, sich um Hilfe an seine Freunde zu wenden.
George Bailey … ein gebrochener Held, ein Mann, der immer irgendwo zwischen so einer leichten Trotteligkeit und einer Menge Charme schwankt, einer, der nicht erkennen kann, was er hat. Gerade das ist es, was meiner Meinung so viele, mich nicht ausgenommen, nicht erkennen können.
In einer großen Theaterproduktion, die quasi nur aus Amateuren besteht, gibt es natürlich viele Missverständnisse, viele kleine Problemchen, und letztlich hängt alles am Regisseur … das bin ich. In einer solchen Situation möchte man manchmal verzweifeln. Kommt man ins Theater, so stürmen mindestens drei bis fünf Schauspieler auf einen los, es spielen auch noch Kinder mit, deren Eltern wissen wollen, wann auf die Minute genau ihre Kinder wieder abgeholt werden können. Alle wollen Sachen wissen, die ich meistens auch nicht weiß, sondern eher in dem Moment aus der Luft pflücke … es gibt dann Momente, in denen man verflucht, die Sache je angefangen zu haben, es gibt Momente, bei denen man sich Zwei-Personen-Stücke wünscht, es gibt Momente, in denen man die Augen zu machen will und einfach warten, bis es vorbei ist. Und dann merkt man, dass man Freunde hat, das man Engel hat, die einem die Arbeit abnehmen, dass doch viele Seelen sich kümmern, hier und dort einfach ihren Job machen, ohne den überforderten Regisseur mit irgendwelchen Nichtigkeiten zu stressen. George Bailey braucht einen Engel, der ihm zeigt, dass er nicht umsonst lebt und als er nach Hause kommt, merkt er, dass andere für ihn da waren, dass andere dafür gesorgt haben, dass seine Sorgen sich in Luft auflösen. Ich brauch keinen Clarence, um mir zu sagen, dass ich einen ordentlichen Job mache – ich leide sehr selten an zu wenig Selbstvertrauen -, aber ich bin sehr froh, dass ich manchmal merke, dass ich auch ein paar Engel habe, die mir helfen, die dann für mich da sind. Ist ein gutes Gefühl …