Blog-Archive
Ein Typ aus den Slums will also Millionär werden … schön …
Meine Fresse, acht Oscars? Geht es auch eine kleine Ecke kleiner?
Man merkt vielleicht, ich habe inzwischen Slumdog Millionaire geschaut … hey, versteht mich nicht falsch, ist ja kein schlechter Film, aber acht Oscars? Nein, eher mal keinen, also von mir aus, nee, keinen. Vielleicht liegt mir der ganz Film nicht, vielleicht war mir am Anfang alles zu laut und zu bunt, und die Geschichte kratzte einfach zu sehr den wirklich interessanten Punkten vorbei.
Dabei ist die Idee natürlich mehr als hübsch, die Verknüpfung einer trivialen Rateshow mit einem untrivialen Schicksal. Aber einige Sachen funktionieren einfach handwerklich nicht so richtig. Da gibt es Szenen, die voller Effekte, aber nicht effektiv sind, wie der kleine Jamal, der aus der Scheiße kam – kein echter Lacher, ein bisschen eklig, und sehr unglaubwürdig. Da wird die Frage gestellt, und es gibt gar keine so klare Verbindung zu der folgenden Szene aus dem Leben, es gibt keinen Moment, wegen dem Jamal sich etwas einprägen sollte. Aber das schlimmste, dieser Film packt einen nie irgendwo anders, als im Hirn – netter intellektueller Spaß, auch ein paar Rätsel um hinterher zu überlegen, was dieses oder jenes Detail wohl sollte, aber mitfühlen, sich mitreißen lassen, mitleiden? Nee, echt nicht.
Das liegt wohl einerseits an den schwachen Schauspielern im Zeitbereich „Erwachsen“ – die Kinder sind nicht nur niedlich sondern auch recht gut – vor allem der erwachsene Jamal ist einfach nicht gut. Immer nur blass und unbeteiligt daneben sitzen, ist irgendwie ein bisschen wenig. Aber auch seine Lathika ist eigentlich nur langweilig, und durchaus sehr hübsch, aber eben niemand, der einen umhaut.
Andererseits sind die schnellen Schnitte, die ungeduldige Erzählweise auch daran schuld, dass der Film zumindest für mich nicht funktioniert. Es muss auch mal einen Moment geben, in dem sich ein Gefühl in den Zuschauer einbrennen kann. Das schafft weder die Liebe der beiden, noch das Leid, noch irgendwas anderes. Da bleibt alles zu kalt.
Nein, ein schlechter Film ist es auch nicht, besser als das Kinogeld für die Ludolfs auszugeben, aber acht Oscars? Verstehe den Hype nicht …
Magst du mir was vorlesen?
Ja ja, blöder Titel für einen Blogeintrag über „Der Vorleser“, aber wenn man gerade mal nicht kreativ ist … nun also hat der Vorleser nicht nur das Zentralabitur sondern auch das Kino erobert, und Kate Winslet hat sogar einen Oscar dafür bekommen.
Ich habe mich immer ein bisschen gefragt, warum ein netter, ziemlich konventioneller Roman mit Dramaturgieproblemen sogar als Abiturstoff behandelt werden muss oder kann – keine Frage, kein schlechtes Buch, aber auch kein Erlebnis, keine Literatur, die wirklich berührt.
Und nun ist ein Film draus geworden, der uns die Geschichte erzählt, uns zeigt wie Kate Winslet obenrum ausschaut und, ja, was und?
Die Regie hat gute Bilder gefunden, nur an wenigen Stellen hätte man ein bisschen auf die Bremse treten können. Die Schauspieler machen ihre Sache gut bis sehr gut, und David Kross könnte ein großer werden, denn er gibt eigentlich immer das Bild ab, das am besten in einem Moment passt, Kate Winslet ist auch gut, aber nicht unbedingt Oscar-gut, hier gibt es wahrscheinlich wieder mal einen kleinen „3. Reich-Film“-Bonus. Und Ralph Fiennes? Der geht total unter, verhakt sich im steinernen Aus-der-Wäsche-Gucken, hat nur eine kleine brauchbare Szene mit der jüdischen Frau, die er in Amerika besucht – der Rest wirkt regelrecht unbeholfen und irgendwie aufgesetzt. Dafür sieht man einige sehr gute deutsche Schauspieler, was ja auch mal nett ist. Bruno Ganz als älterer Jura-Professor macht seine Sache natürlich auch gut, führt aber auch zu unfreiwilliger Komik, denn warum spricht dieser Professor wie Hitler? – Ich werde Bruno Ganz vermutlich nie wieder hören können, ohne an „Der Untergang“ zu denken …
Beim Vorleser hat man versucht, ein bisschen Rahmenhandlung einzubauen, damit die dramaturgischen Schwächen der Vorlage abgefedert werden, aber diese Rahmenhandlung bleibt gegenüber der eigentlichen Handlung so schwach, dass das auch nicht so wirklich funktioniert. Und so holpert es hier und da in diesem Film, der sogar ein bisschen trocken wird, als es in den Gerichtssaal geht – übrigens eine Parallele zum Buch.
Was diesem Film völlig abgeht, ist auch nur die kleinste Prise Humor. Trotz der vor Leben strotzenden Bilder erdrückt der bleierne Ernst den Film und wenn dann die schwermütige Musik während des Abspanns läuft, steht man kurz vorm Suizid. Hier hat man einfach alles und vor allem sich selbst so ernst genommen, dass dem Film letztlich ein wenig das Leben fehlt.
Kein herausgeworfenes Kinogeld, und sicherlich ein Film, dessen Bilder nachwirken, aber so richtig funktioniert er nicht …
Das Wrack will es noch mal wissen …
Ja, gilt die Überschrift jetzt Mickey Rourke oder seiner Figur Randy the Ram? Bei beiden stimmt es ja irgendwie – aber darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden, also versuche ich mich lieber daran, was über den Film selbst zu schreiben.
Ach, bevor ich es vergesse, ich muss hier eine Spoilerwarnung aussprechen, ich verrate ein bisschen was über den Film …
Wrestling ist eine der ursprünglichsten Unterhaltungsformen, ein archaisches Überbleibsel vielleicht, auf jeden Fall aber eine faszinierende Parallelwelt. In dieser Welt hat Randy the Ram eine ganz große Zeit gehabt, gehörte einst zu den größten aller Stars – doch zwanzig Jahre später ist er nur noch ein verbrauchter Typ, der sich nur mit kräftiger Dopingunterstützung in den Ring schleppen kann. Er liebt eine auch nicht mehr ganz junge Frau, die in einem Stripclub ihr Geld verdient und langsam aber sicher auch nicht mehr in ihrem Business bleiben kann.
Als Legende darf Randy immer noch Matches gewinnen, aber die Hallen, in denen er das tut, sind klein, und er muss alles mögliche an Matches annehmen, schließlich muss er seine Miete und seine Drogen bezahlen. Nach einem unglaublich heftigen Hardcore-Match kollabiert Randy, sein Herz ist nicht mehr gewillt, dieses Anstrengungen mitzumachen. Nun überdenkt er langsam aber sicher sein Leben, auch durch Pam gestützt, die nicht mehr weiß, ob sie in ihm einen Freund oder einen Kunden sehen soll. Randy versucht, den Kontakt zu seiner Tochter zu erneuern, nimmt einen festen Job in einem Supermarkt an, in dem er Delikatessen verkauft.
Eigentlich könnte nun alles gut werden … aber die klassische Dramaturgie hat da natürlich was gegen …
Ja, was Mickey Rourke da zeigt, ist wirklich beeindruckend. Man sieht seinem Randy die Liebe zum Business an, man muss sich in diesen netten Kerl verlieben, der allerdings nur im Ring ein Gewinner sein kann. Er versprüht einen wunderbaren, manchmal auch etwas tollpatschig daherkommenden Charme, ein grober Klotz, der eigentlich nur seinen Job machen will, der einfach süchtig nach dem Publikum ist. Man glaubt diesem Rourke die ganze Zeit zu hundert Prozent den alternden Wrestler, und sicherlich hat es ihm geholfen, dass er zu einem gewissen Teil sein eigenes Leben spielt. Aber das ist schon ein starker Auftritt, mit dem er den Rest des Ensembles auch etwas an die Wand spielt.
Natürlich ist der Verlauf ein bisschen vorhersehbar, Randy ist nun mal leider außerhalb des Rings ein Looser und muss scheitern – wenn man das Ende denn als Scheitern sehen will. Ansonsten gibt es für mich nur eines an diesem Film auszusetzen: es gibt viel Handkameragezappel, das geht mir immer etwas auf den Keks, habe den stilistischen Sinn davon auch noch nicht verstanden.