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Der grüne Mann

Kaum einen Film in diesem Jahr habe ich so erwartet wie den Robin Hood von Ridley Scott – ganz einfach weil ich von sehr jung an von der Figur Robin Hood begeistert bin, weil ich ein riesiger Fan der Serie „Robin of Sherwood“ war und bin, und weil Ridley Scott mit „Königreich der Himmel“ und „Gladiator“ gezeigt hat, dass er was von geschichtlichen Stoffen versteht. Nun lese ich ja viel und unter anderem konnte ich lesen, dass die Kritiken für diesen Film eher ungünstig ausfielen – nichts ganz Neues, das war beim großartigen „Königreich der Himmel“ auch so, allerdings gab es da auch irgendwann eine erweiterte Fassung, die viel stärker war als die Kinofassung. Nun gingen verschiedene Versuche, diesen Film zu sehen schief, aber gestern habe ich es dann endlich geschafft – auch wenn es Tonprobleme gab und ich irgendwann unser örtliches Kino in die Luft jage, wenn solche Zumutungen noch häufiger vorkommen.

Robin Longstride, mal ein anderer Name, ein Bogenschütze in König Richard Löwenherz‘ Armee, ein altgedienter Kämpe – naja, jung kann Russel Crowe ja auch nicht mehr spielen – ein Mann, der ehrlich und mutig ist, aber auch aller Treue zu irgendwem entsagt. Dass es ihn trotzdem zu Lady Marian und nach Nottingham verschlägt, ist klar, aber alles, was man ansonsten erwartet, fehlt hier – klar hat Robin schon die richtigen Männer um sich herum, aber sie sind nicht im Wald, kaum jemand wird überfallen – nein, Robin wird erst mal scheinbar zum Baronerben Robert of Locksley und es geht um richtig große Sachen, eine Invasion der Franzosen in England und einige schöne Intrigen, schon eine spannende Geschichte und, ja, sie ist auch gut erzählt – und ja, es ist völlig klar, dass das der erste Teil einer Serie sein soll, denn er endet in dem Moment, in dem die Robin Hood-Seligkeit beginnt. Eine Sache ließ mich ein wenig unbefriedigt – dieser Robin Hood hat eine Qualität, die bisher eigentlich alle Verfilmungen hatten, nur in homöopathischen Dosen, nämlich Humor. Die mystische Komponente der Fernsehserie gibt es natürlich auch nicht, schade eigentlich.

Aber Schönes gibt es auch, und zwar eine Menge: Sehr gute Action, tolle Bilder, reitende Armeen im Galopp – seit dem Herrn der Ringe weiß man, wie gut das aussehen kann.  Ein gut gemachter Soundtrack und eine, wie eigentlich immer, umwerfende Cate Blanchett ergänzen die Pluspunkte. Und Russel Crowe? Hm, zu viel Maximus im Hinterkopf, und er ist einfach zu alt für einen Robin Hood, nee, so ganz stimmt es nicht.

Also gemischte Gefühle, nicht der Film des Jahres, aber zwei Hoffnungen hab ich noch – erstens muss es mindestens noch einen Teil geben, darauf ist der Film einfach angelegt, zweitens könnte es hier ja vielleicht auch noch eine erweiterte DVD-Fassung geben – könnte ein Gewinn sein.

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