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Bauer sucht Frau

Wenn man sonntags vor dem Fernseher sitzt – ich weiß, das ist ein Fehler – dann kommt es mitunter dazu, dass man die Sendung sieht, die in der Überschrift angedeutet ist. Mir ist noch nicht wirklich klar, was der Anziehpunkt dabei ist, ich bin eigentlich die ganze Zeit dabei, zu spielen, mit dem Notebook auf dem Schoß, aber man bekommt halt doch einiges mit, wenn man dann so mit dem Augenwinkel drauf hält.

Was also haben wir da? Eine gute Mischung an Charakteren: da gibt es die sympathischen Jungbauern, die netten, bei denen man sich fragt, warum sie so was nötig haben – und dann die Volldeppen, so ein Heinrich, der saublöde Schäfer, oder ähnliches. Unsympathische und offenkundig dumme Menschen, die selbst gar nicht überschauen können, was sie da in der Öffentlichkeit tun. Fremdschämen soll der Grund sein, dass man das schaut. Ganz ähnlich sollen die Gründe dafür sein, dass manche Menschen die Nachmittagstalkshows sehen, oder Oliver Pocher … man schaut zu, was für schreckliche Menschen es doch gibt, und fühlt sich gleich viel besser.

Einer der Vorteile der Sendung ist die Musikauswahl. Es gibt offenbar sehr begabte Musikredakteure bei RTL, wirklich gute. Da werden die schönsten Schnulzen gespielt, immer gut abgestimmt, und natürlich dürfen auch einige musikalische Witzchen nicht fehlen, wenn die schlimmen Bauern plötzlich mit völlig überhöhten Hymnen bespielt werden.

Der größte Nachteil sind die schlecht gespielten Szenen. Szenen, bei denen man auf den ersten Blick sieht, dass der Regisseur eben gesagt hat, so, jetzt sagst du das, und du findest das ganz toll … Echt ist anders. Diese Pseudorealität ist total nervig. Ich frag mich, ob andere Zuschauer das nicht mitbekommen und meinen, da wäre nix gestellt … und da schafft es der stieselige Schweinebauer plötzlich, ein verdammt schickes Picknick im Grünen zu improvisieren – klar das man da an den Cateringservice des Filmteams denkt … aber das kann natürlich nicht sein.

Ich bin irgendwie dafür, so was mit guten Schauspielern zu besetzen, dass müsste man doch witziger und dramatischer gestalten können. Mit ein paar gut geschriebenen Texten kann man sicherlich auch weiterhin Leute so schrecklich erscheinen lassen, nur eben echter, weil man es gut spielt … vielleicht sollte man schnell mal eine Bewegung gegen schlechte Pseudoreportagen gründen, die vermüllen wirklich das Fernsehen immer mehr.

Quick – Erinnerungen für Nachgeborene VII

Noch was zum Fernsehen:
Früher gehörten einige Sendungen zu den festen Terminen in der Woche. Eine davon war die Hitparade im ZDF – noch bevor ich so etwas wie einen Musikgeschmack ausbilden konnte, war Musik natürlich wichtig.
Funktionierte in den ersten Jahren meiner Existenz sogar Schlager ganz gut, so war die große musikalische Revolution Anfang der 80er die Neue Deutsche Welle. Anarchistisch und sinnentleert, perfekt für junge Menschen unter zehn Jahren – und die Show, die die gemacht haben damals, die war einfach nur genial schräg. Nebenbei waren die Erwachsenen von so viel Anarchismus ziemlich überfordert – da ich prinzipiell ein eher oppositioneller Geist bin, fand ich das einen großen Vorteil. „Im Tretboot in Seenot“ … „Ich seh den Sternenhimmel“ … „Jajajajetzt wird wieder in die Hände gespuckt …“ – Ach ja …

Quick – Erinnerungen für Nachgeborene III

Ja, es gab früher einen Sendeschluss im Fernsehen, und noch viel schlimmer, es gab eine Mittagspause – gerade da, wo man sich schon mal vor den Fernseher stehlen konnte, denn das Ding übte ja eine gewisse Faszinatioon schon aus. Das mag auch der Grund dafür sein, dass ich auf jeden Fall mehrfach die Testsendung für den Zweikanalton, der bald eingeführt werden sollte, gesehen habe, die in der Mittagspause gesendet wurde. Ich befürchte, ich konnte einzelne Teile auswendig … achso, dass es nur drei Programme gab, habe ich jetzt mal als bekannt vorrausgesetzt.