Archiv für den Monat Dezember 2009

Quick – 8000 … Danke!

Heute bin ich auf insgesamt 8000 Besucher gekommen, ist nicht die Welt, aber immerhin – DANKE! Ihr Leser, DANKE! Hab Euch auch ganz doll lieb! 😉

Aufgeschnappt und weitergeplärrt VII

Wieder mal Herr Häkelschwein – mein Tweet of the Day:

„Gerade jemanden durchgekitzelt, bis er keine Luft mehr bekam. Aber in Zukunft verbitte er sich das, sagte der Bürgermeister. „

Die Idee der Kunst in der Theaterpädagogik

Kann man Schauspielerei so beibringen, wie man Mathe lehrt? Wohl eher nicht, wird man vielleicht verstehen. Theater hat ja was mit so seltsamen Sachen wie Phantasie und Kunst zu tun.

Nun meinen einige, dass man dennoch jungen Menschen nur die Techniken beibringen muss, und schon werden sie auf der Bühne gute Leistungen bringen. Also werden Techniken eingepaukt – so weint man, so lacht man, so tut man so, als ob eine Kraft einen durch den Raum zieht, so ist man leise, so ist man laut. Aber so wichtig das alles ist, so wichtig ist es auch, als Pädagoge im Theater, aber durchaus auch in allen anderen künstlerischen Bereichen, selbst als Künstler zu denken. Versucht man nicht, künstlerisch etwas mit seinen Schülern zu erreichen, dann lebt man ihnen nicht die Kunst vor. Legt man an sie nicht die Messlatte der Kunst, dann erzieht man sie nicht zu Künstlern.

Das führt manchmal zu Schwierigkeiten der etwas anderen Art. Jeder ist einfach zufrieden zu stellen, wenn seine Kinder oder Enkel ein nettes Stück mitspielen. Irgendwas niedliches, einfaches – nichts, wo man wirklich angerührt sein muss. Spielt man dann ein Stück, das von Zuschauern und Darstellern ein bisschen was verlangt, dann sind Eltern schon kritischer – hat man da die Schüler falsch erzogen, geht das auch schon mal schief an, nach praktisch jeder Inszenierung verliert man Schauspieler, bekommt aber meistens auch neue hinzu, weil sich Menschen immer auch von Kunst angezogen fühlen. Es ist wohl so, das Kunst immer auch einen Hauch „tut man nicht“ an sich hat – und wenn dann die Vierzehnjährige eine Figur spielt, die als Kind missbraucht wurde, dann ist das für Eltern und Großeltern nicht so ganz easy – für sie selbst war es eine tolle Rolle.

Es ist noch nicht mal der Reiz des Tabubruchs, man muss keine Tabus brechen, um Eltern zu erschrecken, es reicht, wenn sie ihre Kinder plötzlich in einem völlig anderen Licht sehen, weil die plötzlich Sachen machen, die sie ihre Eltern noch nie gezeigt haben. Natürlich sind es gerade diese Momente, die sie zu Schauspielern machen, die sogar schon Zehnjährige zu Schauspielern macht.

Wie also muss ich als Pädagoge vorgehen? Nun, es ist ganz einfach: Ich muss meine Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen auch gleichzeitig zu meiner künstlerischen Arbeit machen. Wenn ich aus künstlerischer Sicht nicht an dem interessiert bin, was ich mit den Schülern mach, dann kann ich im besten Fall Kunsthandwerk abliefern, was nun mal leider nichts mit Erziehung zur Kunst zu tun hat. Aber meistens wird es noch nicht mal das werden, es wird nett werden, oder einfach furchtbar – das, was sich die Eltern unter Theater vorstellen, die selbst keine Ahnung von Theater haben. Also muss ich mir Ziele setzen, bereit sein, meine Schüler auch mal zu überfordern, und damit aber immer wieder erreichen, dass sie Sachen machen, die einfach nur magisch sind – und das ist es doch, was Kunst sein soll, eine Form der Magie.

Warum gibt es so schlechte deutsche Buchtitel?

Eine Forumsüberschrift mit Übersetzungen von Filmtiteln hat mich zu einem kleinen Beitrag inspiriert. Ich habe mich ganz auf die Buchtitel von Stephen King spezialisiert, weil die den Unsinn der Verlagspraxis schon allein so schön illustrieren:
Nachdem „It“ – „Es“ nicht nur richtig übersetzt, sondern auch ein riesiger Erfolg war, hat irgendwer in schwer bekifftem Zustand angefangen, möglichst alle Namen so zu vergewaltigen, das sie eine ähnliche Kürze bekamen: total passend wurde also aus „Misery“ kurz „Sie“ – was aufgrund des Vorgängers völliger Bullshit ist, da wird das Magnus Opus von 1100 dicht bedruckten Seiten mit einem Buch, dass nicht viel mehr als eine Fingerübung war, zu vergleichen … das Wortspiel, die Bedeutung des Namens … alles verspielt …
„The Dark Tower: The Gunslinger“ hieß vorher schon „Schwarz“, aus „The Drawing of the Three“ wurde „Drei“ … die nächsten Bände des Dunklen Turms hießen auf Deutsch „Tod“ und „Glas“ … ach, warum noch die Originaltitel nennen …
Es gab nebenbei auch einige kranke nicht so kurze Titel:
„Salem’s Lot“ (ja, ein Ortsname und ein Wortspiel, hübsch oder?) – „Brennen muss Salem“!
„Pet Sematary“ (ich würd mal übersetzen „Haustierfriedhof“ – dafür können wir im Deutschen ja so schön zusammenziehen) – „Friedhof der Kuscheltiere“
„Different Seasons“ – „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“ – nein, keine dieser Novellen ist Horor, man brauchte es auch nicht künstlich reinbasteln.
So richtig schlimm ist aber erst in den letzten Jahren geworden: Aus dem wunderschönen „The Girl who loved Tom Gordon“ wurde  „Das Mädchen“ – bisschen platt, oder? Aus „Dreamcatcher“ wurde „Duddits“ …? Könnte mal jemand erklären? Was sprach gegen „Traumfänger“? Der Eso-Klang, den hat das Wort im englischen vermutlich aber auch …
Und weiter geht es mit Vergewaltigungen: Jeder King-Fan wusste seit Jahrzehnten, dass es einen unveröffentlichten Roman unter dem Titel Blaze gab. Dann überarbeitet King diesen Roman, ihm glückt ein wunderbares Buch, und auf Deutsch darf er nicht nach der Hauptfigur Blaze heißen, sondern muss „Qual“ genannt werden? Außer dem Titel gibt es da keine Qual bei! Oder der zwei Drittel geniale Roman „Duma Key“ – das Ende ist leider allenfalls durchschnittlich -, warum „Wahn“? WARUM?
Aber der beste Beweis für völlige IQ-Losigkeit der Titelübersetzer: „Love“ … ja, ist der „deutsche“ Titel! Halloho!! Das Original heißt „Lisey’s Story“ – „Liseys Geschichte hätte also wunderbar funktioniert, sogar die englische hätte man ohne großen Verlust stehen lassen können – auch wenn ich eigentlich sehr für das Übersetzen bin. Wir haben ja eigentlich eine der poetischsten Sprachen, warum können ausgerechnet die Übersetzer der Titel diese nicht beherrschen? (Kurz abschweif: Im neuen King, „Die Arena“ – „Under the Dome“ – na, merkt man was? – gibt es einen wunderbaren Übersetzungsfehler, als nämlich Jugendsprache vorkommt, und ein kleiner Skater „Alte Schule“ sagt … ich hab sehr gelacht)
Kleiner Aufruf: Wenn jemand eine Möglichkeit findet, diese Praxis so richtig lächerlich zu machen, bitte bescheid sagen, mache jeden Mist mit …

Idee: Ein neues, wettbewerbsorien-tiertes Schulsystem

Gestern, als ich mal wieder samstags Nachhilfe gegeben habe, meinte mein Schüler zu mir, dass er stundenlang seinem Lehrer zuhören könnte, nichts verstände, und ich es ihm innerhalb von zehn Minuten dann erkläre, und das dann funktioniert. Ich habe das schon das eine oder andere Mal gehört, und ich weiß, dass meine Kollegen das auch schon mal hören – ich bin durchaus selbstbewusst, aber vermutlich kein totaler Überflieger, ich kann Menschen was beibringen – ist ja auch nicht so schwierig. Also warum ist das so? Warum können wir Nachhilfelehrer Schüler Sachen beibringen, die ihre Lehrer nicht in sie hereinbekommen?

Irgendwann gestern, als ich darüber nachdachte, antwortete ich mir selbst: Ist doch klar, wir werden dafür bezahlt, es den Kindern beizubringen.

Erst habe ich gegrinst, dann habe ich darüber nachgedacht, und dann noch ein bisschen weiter: Es gibt eine Menge Gründe, warum Lehrer nicht wirklich bei ihren Schülern durchkommen, wir haben da gewisse Vorteile, denn wir können uns auf die einzelnen Schüler konzentrieren. Aber es gibt da trotzdem Gründe die mit dem Gedanken zusammenhängen. Der klassische Lehrer an der Schule wird aber eben nicht dafür bezahlt, seinen Schülern etwas beizubringen, genauer gesagt, nicht nur: Lehrer müssen neben ihrem Lehr- und Erziehungsjob auch noch Schüler bewerten, sortieren. Und das ist nur eines, völlig sinnlos.

Jetzt hab ich mir überlegt, ob man da nicht drauf verzichten könnte, die Bewertung quasi outsourcen: Wenn man einfach die Lehrer von ihren sinnlosen Sortierarbeiten entbinden würde, und dafür eine Prüfungsbehörde schaffen, bei der Schüler ihre Prüfungen ablegen. Und die Schulen werden für jede bestandene Prüfung bezahlt, also quasi dafür, dass sie ihren Schülern die besten Möglichkeiten für ihre Entwicklung bieten. Dafür sollte es zwei Arten von Prüfungen geben:

  1. Reifeprüfungen: Ich denke hier an die Überprüfung von grundlegenden Fertigkeiten, nicht von abfragbarem Wissen. Davon sollte es auch nicht sehr viele geben, in etwa alle drei Jahre sollten Kinder und Jugendliche geprüft werden. Da geht es um prinzipielle Kenntnisse, darum, ob Kinder einen einfachen Text lesen können, und ihn dabei auch verstehen, um Fertigkeiten, um Reifezeichen. Kann ein Kind mit zwölf verständlich einen Text vorlesen? Können Bilder beurteilt werden? Können bei der dritten Prüfung Statistiken gelesen werden, kann man sich in seinen Fremdsprachen in einer einfachen Unterhaltung behaupten? Dazu gehören dann auch die Abschlüsse, eine Art mittlere Reife, ein Abitur.
  2. Fachprüfungen: Hier geht es um Fachwissen, hier geht es um Spezialisierungen, Prüfungen in Naturwissenschaften und Fremdsprachen, aber natürlich auch in künstlerischen Bereichen oder Sport. Hier sind nur die jeweils ersten Stufen Pflicht, damit man zu den Reifeprüfungen zugelassen wird, aber weitere Ausbaustufen sind möglich und natürlich erstrebenswert.

Beide Arten von  Prüfungen sollten die einzigen Möglichkeiten sein, dass Schulen an Geld kommen, viel für die Reifeprüfungen und elementaren Fachprüfungen, weniger für die Ausbaustufen. Bei als in der einen oder anderen Weise behinderten Kindern, gibt es besondere Zuwendungen, weil die nun mal auch mehr Betreuung erfordern – so könnten integrative Klassen auch für „normale“ Schulen aus Wettbewerbsgründen sinnvoll sein.

Besonders erfolgreiche Schulen können dabei durchaus Gewinn erwirtschaften, aber auch andere Schulen sollten mit ihrem Geld auskommen, wenn sie denn gut arbeiten. Dabei sollte völlig egal sein, ob nun die Städte, irgendwelche Kirchen oder Vereine oder Betriebe die Trägerschaft der Schulen haben – vielleicht mit Einschränkungen bei religiösen Trägern, denn eigentlich sollten die wie Parteien keine Möglichkeit haben, Schulen zu führen … aber das führt gerade vom Thema weg.

Das nun geschilderte Prinzip würde natürlich sehr vieles verändern, hätte aber fast durchgehend nur Vorteile: Zum Beispiel würde die Motivation der Schüler größer sein – Ziele wären einfach viel durchsichtiger, auch pubertierenden Jugendlichen klarer, und vor allem würden die Lehrer ganz eindeutig auf der Seite der Schüler stehen – allerdings mit dem Nachteil, dass unfähige Lehrer nicht mehr über Noten Druck machen können – ohne eigene Autorität ist man da schon ein wenig aufgeschmissen. Aber wenn man näher an den Schülern ist, bekommt man deutlich mehr in ihre Köpfe – und wenn man nicht ans Sortieren denken muss, dann fallen da einfach viele Schranken weg.

Ja, Prüfungsangst könnte ein Problem werden, aber natürlich funktioniert das nur, wenn man Prüfungen unbeschränkt wiederholen kann. Und es darf ruhig egal sein, in welchem Alter man welche Prüfungen macht, was ist das Problem dabei, wenn jemand seine mittlere Reife erst mit 18 macht? Oder das Abitur schon mit 14? In einem flexiblen System ist das alles machbar, und es muss noch nicht mal zu Problemen führen – ach so, ja reformpädagogische Ansätze kämen vermutlich schnell in die Schulen … wird ja auch langsam Zeit.

Natürlich ist das nur ein Wunschtraum, denn so viel Wettbewerb werden die wettbewerbsgierigen Politiker der Regierung nie akzeptieren. Keine Kontrolle mehr über Schulen? Keine Bürokratie mehr außerhalb einer sicherlich durchaus bürokratischen Prüfungsbehörde? Klingt für normaldenkende Menschen vermutlich gut, für die großen Besitzstandswahrer unter den (schlechten) Lehrern – die guten müssten sich ja nicht fürchten -, unter Politikern und Kirchenfunktionären werden sich wahrscheinlich erschreckt abwenden … aber ich finde, man könnte da durchaus mal drüber nachdenken.