Gedanken zu „Das Orakel in der Fremde“ von James A. Sullivan

Einen ähnlichen Beitrag habe ich schon über den ersten Band diese Dilogie geschreiben, über „Das Erbe der Elfenmagierin“. Das hier ist keine Rezension, ich habe nur ein paar Gedanken.

Also, wenn man den minimalen Namensstress überwunden hat – es sind zu viele ähnlich klingende Namen und ich war immer wieder davon überrascht, dass Leute dann doch eine gewisse Grundwichtigkeit überschritten, obwohl ich sie schon lange unter „Wer war das noch mal?“ abgespeichert hatte – und sich damit anfreundet, dass ein paar Actionmomente schon ein Gefühl gaben, dass man aus dem PnP kennt: Oh, die Spielleiterin hat eine 19 geworfen und wir bekommen einen Überfall als Zufallsbegegnung. Ja, dann – ich weiß, dass meine Satzstruktur sich verabschiedet hat – ist dieser zweite Band der Chroniken von Beskadur ein ambitionierter Roman, der so locker mit Klischees herumspielt und sie auf den Kopf stellt, dass es eine Freude ist. Der aber auch schon mal vor lauter Gedanken vergisst, dass er eigentlich eine Geschichte erzählen will.

Aber nicht die Geschichte bleibt, es sind Momente. Momente, in denen der Zukunft der Weg bereitet wird, Momente, in denen Menschen, ähm, Wesen eine Familie bilden, bei der die Blutsverwandtschaft wirklich nicht wichtig ist, Momente, in denen die Gemeinschaft und ihre Solidarität einfach wichtiger ist, als der Heldenmut der einzelnen. Momente voller Innigkeit und Großzügigkeit.

Manchmal hat Beskadur ein bisschen zu viel Sonnenschein. Hier und da ist ja auch Tragik was Schönes, nicht? Die Wesen der Beskadur-Romane sind hier und da ein bisschen sehr vernünftig und sehen freundlicherweise meistens ein, dass es allen besser geht, wenn man zusammenarbeitet. Ich möchte das ja auch gerne glauben. Hopepunk? Ja! Ein bisschen dick aufgetragen? Bisschen …

James A. Sullivan stellt Fragen. Wie funktioniert Familie, wenn die Liebe sogar den Tod überlebt? Wie funktioniert das Zusammenleben, wenn Hautfarben wirklich nur Beschreibungen sind? Wie weit muss das Vergeben gehen? Wie funktioniert Liebe, wenn sie nicht Besitz ist? Die Fragen und ihre Antworten machen den Roman lesenswert. Auch, wenn man weder Elfen noch Luftschiffe mag.

„Das Orakel in der Fremde“ ist selten verwirrend und neu in seiner Erzählstruktur, aber die Art, wie über Beziehung und Familie gedacht ist, die Art wie Klischees und Tropes teils genutzt, teils auf den Kopf gestellt sind, macht den Roman avantgardistisch. Eine Menge Dinge, die viel zu selten so gedacht werden. Die nachwirken. Länger.

Über Hollarius

Ich bin in den Siebzigern geboren, halte mich voll Hybris für einen Künstler und meine auch noch, alle müssten lesen, was ich so meine ...

Veröffentlicht am April 23, 2022, in Nicht kategorisiert. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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